Acné Excoriée – den Teufelskreis durchbrechen (Teil 2)

· · 3 Kommentare

Im ersten Teil der Serie zur Acné excoriée des jeunes filles gab es eine Einführung in die Impulskontrollstörung, etwas zur Geschichte, zu Ursachen und Symptomen der Dermatillomanie. In diesem zweiten und letzten Teil geht es um die Diagnostik, Möglichkeiten der Therapie/Behandlung und Hilfe bei der Skin Picking Disorder.

Diagnostik der Dermatillomanie

Obwohl schon lange als Erkrankung bekannt, ist die Acné excoriée bisher wenig erforscht. Einheitliche, standardisierte Beurteilungskriterien existieren nicht, jedoch wurden in den letzten Jahren im Rahmen verschiedener Studien einige Modelle zur Diagnostik entwickelt. Dazu gehören unter anderem Bewertungskriterien wie die Art der Verletzung an sich, die Intensität des Drangs, sich zu verletzen, die Verletzungshäufigkeit, die Dauer eines Schubs, die Kontrolle über das eigene Verhalten, Ablauf des Schubs und damit verbundene Gefühle (vorab, währenddessen, danach). Letztlich kann eine Diagnose nur in einem individuellen Diagnostik-Prozess durch den Hautarzt sowie begleitend durch einen Psychologen oder Psychotherapeut erstellt werden.

Acné excoriée Therapie/Behandlung

Skin Picking

Skin Picking © imagepointfr / Depositphotos.com

Behandlung der aktuellen Verletzungen

Je nach Ausprägung der Erkrankung ist zunächst einmal die Behandlung der aktuellen Verletzungen nötig. Hier hilft der Hautarzt weiter. Sind bereits Entzündungen aufgetreten, bietet sich die medikamentöse Therapie mittels oraler Antibiotika sowie lokaler antibiotischer Lösungen an. Nach Abklingen der Entzündungen können hydrochinonhaltige Medikamente, ein Kryopeeling oder ein chemisches Peeling eventuelle Pigmentverschiebungen positiv beeinflussen.

Verhaltensmodifikation bzw. kognitive Verhaltenstherapie

Zur Auflösung der Gesamtproblematik reicht die alleinige Behandlung der Hautirritationen jedoch nicht aus. Da das Verhalten von Betroffenen als impulsiv sowie unkontrollierbar beschrieben und durch einen als unangenehm empfundenen emotionalen Zustand ausgelöst wird, zählen Psychiatrie und klinische Psychologie die Dermatillomanie zu den Impulskontrollstörungen. Aktuelle und erfolgreiche Behandlungsansätze arbeiten daher mit Verhaltensmodifikation bzw. kognitiver Verhaltenstherapie. Dabei trainieren behandelnde Therapeuten mit ihren Patienten die bewusste Wahrnehmung des eigenen Verhaltens, die ebenso bewusste Entspannung in Situationen, die neue Krankheitsschübe auslösen können, sowie alternatives Verhalten bei Auslösung eines neuen Schubs und verhaltensabhängiges Vorgehen, das heißt einen „Notfallplan“, wenn der Schub nicht abgewendet werden kann. Alle genannten Trainings sind jeweils individuell mit den Therapeuten zu entwickeln. Ziel der Verhaltenstherapie ist, nicht nur ein Bewusstsein für Auslöser und Anzeichen der Zwangsstörung zu entwickeln, sondern ein funktionales Verhalten zu etablieren, das eine bewusste und gezielte Selbststeuerung des Betroffenen ermöglicht.

Selbstsicherheit- und Entspannungstechniken

Meditieren

Meditation bei Dermatillomanie © Christopher Waters / Bigstock.com

Weitere psychotherapeutische Behandlungsansätze beschäftigen sich mit Selbstsicherheit- und Entspannungstechniken. So haben gerade Acné Excoriée-Betroffene aus Scham oftmals starke Probleme, in einem normalen Rahmen am alltäglichen Leben teilzunehmen. In der Therapie erlernen sie über verschiedene Techniken, ein neues Körper- und Selbstbewusstsein aufzubauen sowie die eigene Selbstsicherheit wieder zu finden – eine der Grundlagen, um die Dermatillomanie erfolgreich besiegen zu können.

Zudem trainieren Therapeut und Patient verschiedene Möglichkeiten der Entspannung, die gezielt bei aktuellen Schüben eingesetzt werden können bzw. über die Stressvermeidung neuen Schüben vorbeugen. Hierbei haben sich etwa regelmäßige Meditationszyklen und Autogenes Training als förderlich erwiesen – denn hier geht es um die bewusste Ablenkung vom „Knibbeldrang“.

Weitere Methoden: Biofeedback und Hypnose.

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Kommentare
3 Kommentare zu “Acné Excoriée – den Teufelskreis durchbrechen (Teil 2)”
  1. Sonja sagt:

    Hab einfach Dank! Es ist ein ausgezeichneter und hilfreicher Artikel, ich bin schon seit 33 Jahren mit von der Partie bei der Dermatillomanie. Manchmal „clean“, sogar für lange Zeit, aber Angst, Scham, Wut, Verzweiflung, Schuldgefühle, Unsicherheit wegen diverser Auslöser in geballter Form – und schon hat der Zwang mir wieder die Kontrolle geraubt. Nur Narben, keine Heilung.

  2. Mona sagt:

    VETO! ….. der Zwang, sich selbst zu verletzen.

    Hallo und danke für den Bericht.

    Da ich jedoch selber seit gefühlten 1000 Jahren AE-Patientin bin, möchte ich folgendem vehement widersprechen:

    1.) Ich habe nicht die GERINGSTE Absicht, oder Lust, mich dadurch selbst zu verletzen. Ich ritze nicht, trinke nicht, rauche nicht und nehme auch keine sonstigen Drogen. Ich achte also ansonsten sehr auf mich und meine Gesundheit. Impulsstörung und automatisiertes Verhalten trifft es schon eher.

    2.) Ich stehe nicht zwangsläufig unter Stress, wenn ich kratze.

    3.) Entspannung in Form von AT o.ä. empfinde ich als „nervig“, da ich eher der Typ „Action“ bin. Meiner einer wäre wohl besser mit Sport oder aktiver Ablenkung vom Knibbeldrang bedient.

    Ich möchte damit nur klarstellen, dass diese Sachen nicht zwangsläufig einhergehen.

    4.) Eigentlich möchte ich auch gar nicht lernen, die AE und die Narben zu akzeptieren, sondern bin nach wie vor an einer Heilung/Beseitigung interessiert. Noch habe ich nicht aufgegeben!

    Viele Grüße und viel Erfolg allen Betroffenen!

  3. admin sagt:

    Hallo Mona, danke für das Teilen deiner Erfahrungen, die du als AE-Patientin gesammelt hast. So bekommt man einen Einblick, wie diese Impulskontrollstörung auftreten kann. Ich wünsche dir alles Gute für die Zukunft!

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