Acné Excoriée – den Teufelskreis durchbrechen (Teil 2)

· · 3 Kommentare

Unterstützende Psychotherapie

Jedoch ist als Behandlungsgrundlage immer eine unterstützende Psychotherapie (psychoanalytisch oder verhaltenstherapeutisch) von Nöten. Dabei ist jede Therapie natürlich individuell, im Einzelnen kann sie jedoch folgende Phasen beinhalten:

  1. Aufklärung und Information: Der Betroffene erkennt, wodurch seine Erkrankung entstanden ist, wie sie verläuft und was akute Schübe auslöst.
  2. Akute Auseinandersetzung: In enger Zusammenarbeit mit dem Therapeuten wird der Betroffene in eine Situation gebracht, die das Zwangsverhalten auslöst. Normalerweise eingesetzte Neutralisations- und Vermeidungsstrategien werden hier nicht zugelassen. So lernt der Betroffene, dass seine Ängste auch ohne seine „normalen“ Vermeidungsstrategien nachlassen.
  3. Kognitive Therapie: Denk- und Überzeugungsmuster, Gedanken und Bewertungen, die den Zwang zur Selbstverletzung fördern, werden gemeinsam mit dem Therapeuten identifiziert und durch realistische, positive oder neutrale Gedankenmuster ersetzt.
  4. Ein neues Verhalten entwickeln: Das Zwangverhalten soll aufgegeben und durch neue Verhaltensmuster ersetzt werden. Dies geschieht über die Entwicklung eines „Übergangssystems“, das dem Betroffenen Schutz und Halt bietet, bis dieser in der Lage ist, auf Grundlage der eigenen, normalen Bedürfnisse neue Verhaltensmuster zu entwickeln.
  5. Zukunftsorientierung: Durch die langfristige Aufgabe des Zwangsverhaltens erlangt der Patient zeitliche Freiheiten zurück. Diese sinnvoll auszufüllen, ist unbedingt notwendig, um dem Rückfall in die gewohnten Zwangshandlungen vorzubeugen. Die Wiederentdeckung alter oder neuer Hobbys, Interessen, Aufgaben und Ziele ist daher wichtig für den Erfolg der Therapie. Ebenso wichtig: die Zukunftsplanung durch den Patienten selbst sowie eine sinnvolle, allein einsetzbare Rückfall-Prophylaxe.
  6. Unterstützung im Privatleben finden: Der Betroffene und der Therapeut besprechen gemeinsam mit Angehörigen, Eltern, Partner etc. Hintergründe und therapeutisches Vorgehen, denn die Unterstützung durch Nahestehende ist für eine erfolgreiche Therapie immens wichtig.
  7. Mögliche medikamentöse Behandlungen

    In einigen Fallserien und randomisierte kontrollierte Studien wurde die Wirksamkeit selektiver Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) wie Fluoxetinhydrochlorid, Fluvoxamin, Sertralin und Paroxetin bei der Behandlung von Acné Excoriée nachgewiesen. Hierbei handelt es sich um Antidepressiva, die die Serotonin-Konzentration im Hirn beeinflussen. Insbesondere die Behandlung mit Fluoxetinhydrochlorid und Fluvoxamin zeigte Wirkung: Die Rate an Selbstverletzungen im Rahmen der Dermatillomanie ließ signifikant nach. Auch der Einsatz von Doxepin, Clomipramin, ihres Zeichens trizyklische Antidepressiva, und Naltrexon, im eigentlichen Sinne ein Opioidantagonist, zeigte Erfolge. Bei den genannten Verfahren handelt es sich allerdings wie gesagt lediglich um Fallserien und Studien. Zudem gibt es aktuell keine neuen Untersuchungen und/oder Analysen zur medikamentösen Behandlung des Phänomens. Daher wird in erster Linie mit den o.g. Verhaltensmodifikationen bzw. kognitiver Verhaltenstherapie gearbeitet. Gelingt es, das neurotische Verhalten zu eliminieren, entspricht die weitere Therapie die der konventionellen Akne vulgaris.

    Naturheilkunde

    Im Rahmen naturheilkundlicher Behandlungen hat sich insbesondere die Therapie mit Bachblüten als erfolgreich erwiesen. Dabei setzt sich die Blüten-Mischung je nach Betroffenem jeweils individuell zusammen – ein Heilpraktiker bzw. Naturheilkundler berät Sie gerne hierzu.

    Hilfe bei Skin Picking

    Hilfe bei der Behandlung der rein körperlichen Symptome (Entzündungen, Narbenbildung etc.) der Acné excoriée finden Sie zunächst bei Ihrem Hautarzt. Jedoch sollte zur umfassenden Behandlung der Erkrankung dringend ein Psychologe bzw. Psychotherapeut hinzugezogen werden.

    Hilfe und Unterstützung von Betroffenen für Betroffene finden sich explizit im englischsprachigen Internet, etwa unter http://www.stoppickingonme.com und http://www.skinpick.com Eine deutsche Mailingliste Betroffener zum Thema finden Sie unter http://de.groups.yahoo.com/group/AcneExcoriee

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Kommentare
3 Kommentare zu “Acné Excoriée – den Teufelskreis durchbrechen (Teil 2)”
  1. Sonja sagt:

    Hab einfach Dank! Es ist ein ausgezeichneter und hilfreicher Artikel, ich bin schon seit 33 Jahren mit von der Partie bei der Dermatillomanie. Manchmal „clean“, sogar für lange Zeit, aber Angst, Scham, Wut, Verzweiflung, Schuldgefühle, Unsicherheit wegen diverser Auslöser in geballter Form – und schon hat der Zwang mir wieder die Kontrolle geraubt. Nur Narben, keine Heilung.

  2. Mona sagt:

    VETO! ….. der Zwang, sich selbst zu verletzen.

    Hallo und danke für den Bericht.

    Da ich jedoch selber seit gefühlten 1000 Jahren AE-Patientin bin, möchte ich folgendem vehement widersprechen:

    1.) Ich habe nicht die GERINGSTE Absicht, oder Lust, mich dadurch selbst zu verletzen. Ich ritze nicht, trinke nicht, rauche nicht und nehme auch keine sonstigen Drogen. Ich achte also ansonsten sehr auf mich und meine Gesundheit. Impulsstörung und automatisiertes Verhalten trifft es schon eher.

    2.) Ich stehe nicht zwangsläufig unter Stress, wenn ich kratze.

    3.) Entspannung in Form von AT o.ä. empfinde ich als „nervig“, da ich eher der Typ „Action“ bin. Meiner einer wäre wohl besser mit Sport oder aktiver Ablenkung vom Knibbeldrang bedient.

    Ich möchte damit nur klarstellen, dass diese Sachen nicht zwangsläufig einhergehen.

    4.) Eigentlich möchte ich auch gar nicht lernen, die AE und die Narben zu akzeptieren, sondern bin nach wie vor an einer Heilung/Beseitigung interessiert. Noch habe ich nicht aufgegeben!

    Viele Grüße und viel Erfolg allen Betroffenen!

  3. admin sagt:

    Hallo Mona, danke für das Teilen deiner Erfahrungen, die du als AE-Patientin gesammelt hast. So bekommt man einen Einblick, wie diese Impulskontrollstörung auftreten kann. Ich wünsche dir alles Gute für die Zukunft!

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