Akne-Bakterien: Es gibt „gute“ und „schlechte“ Stämme

· Judith Amann · Noch kein Kommentar.

Anderer Bakterienstamm, anderes Genom

Für ihre Studie nahmen die Forscher Proben von insgesamt 101 Teilnehmern. Rund die Hälfte – 49 Teilnehmer – litten unter Akne, die restlichen 52 nicht. Dabei wurden Mitesser mit handelsüblichen Reinigungsstreifen von den Nasen der Studienteilnehmer entfernt. Anschließend isolierten die Forscher einzelne dieser Mitesser von den Reinigungsstreifen. Sie isolierten die DNS – also die Moleküle, die die Erbinformation tragen – aus den Mitessern und entschlüsselten gezielt bestimmte Gene, um einzelne Bakterienstämme unterscheiden zu können.

Tabelle Top 10 Ribotypen

Tabelle Top 10 Ribotypen ©

Schaubild Top 10 Ribotypen

Schaubild Top 10 Ribotypen ©

Die Forscher identifizierten über 11.000 verschiedene Typen von denen die meisten einzigartig waren. Die zehn häufigsten Typen untersuchten die Autoren genauer. Sie tauften sie RT1 – RT10. Die drei häufigsten Typen kamen bei Akne-Patienten und Gesunden gleichermaßen vor. Einen Bakterienstamm – RT6 – fanden die Forscher hauptsächlich auf der Haut von Gesunden. Die restlichen der zehn häufigsten Stämme siedelten überwiegend auf der Haut von Akne-Patienten.

Dasselbe Bakterium und doch nicht gleich

Es ist nicht ungewöhnlich, dass nur bestimmte Stämme einer Bakterienart Krankheiten auslösen. Ein bekanntes Beispiel ist der Darmkeim Escherichia coli. Er gehört zur normalen Darmflora. Bestimmte Stämme können jedoch Durchfallerkrankungen auslösen: So sorgte der E. coli-Stamm EHEC O104:H4 im Frühjahr 2011 für besonders schwere Durchfallerkrankungen.

Es gilt offenbar auch für P. acnes, dass nicht alle Stämme dieses Bakteriums bei der Entstehung von Akne beteiligt sind. Das Forscherteam nahm das Genom der häufigsten Stämme genauer unter die Lupe: Sie wollten herausfinden ob sich das Genom von P. acnes-Stämmen auf der Haut von Akne-Patienten von dem Stamm unterscheidet, der fast ausschließlich auf gesunder Haut vorkommt. Sie fanden Unterschiede.

Gene unterscheiden „gut“ von „schlecht“

Die Forscher stießen bei den beiden „schlechten“ Stämmen RT4 und RT5 auf ein Plasmid. Das ist DNS, die zusätzlich zur genomischen DNS in den Bakterienzellen vorkommt. Es stammt wahrscheinlich von einem Bakteriophagen, also einem Bakterienvirus. Auch im Genom selbst identifizierten sie DNS-Abschnitte, die wahrscheinlich von einem Bakteriophagen stammen. Möglicherweise spielen diese DNS-Abschnitte eine Rolle bei der krankheitsauslösenden Wirkung dieser P. acnes-Stämme: Gene auf dem Plasmid ähneln Genen, die bei anderen Organismen eine Rolle bei der Entstehung von Krankheiten spielen. Umgekehrt konnten die Forscher bei dem „guten“ Stamm RT6 ebenfalls bestimmte, spezifische Gene nachweisen.

Genomvergleich von 71 Propionibacterium acnes Stämmen

Der Genomvergleich von 71 Propionibacterium acnes Stämmen zeigte, dass sich die Genome der Ribotypen 4 und 5 (RT4 und RT5) von den anderen unterscheiden. ©

In Zukunft: Individuelle Behandlung?

Akne ist eine der häufigsten Hautkrankheiten: 80- 90 Prozent der Pubertierenden sind betroffen, etwa 30 Prozent von ihnen benötigen medizinische Behandlung. Aber der „Werkzeugkasten“ der Dermatologen ist heute der gleiche wie vor mehreren Jahrzehnten: Benzyolperoxid, Antibiotika oder Isotretinoin – neue Medikamente, Fehlanzeige. Ein Problem, denn Antibiotika sind aufgrund der Resistenzenwicklung von Akne-Bakterien keine Dauerlösung und Isotretionin besitzt eine Reihe von nicht unwesentlichen Nebenwirkungen, wie seltene, aber schweren Hautreaktionen und psychischen Nebenwirkungen führen.

Huiying Li hofft „dass wir unsere Ergebnisse dazu verwenden können neue Strategien zu entwickeln, die Hautunreinheiten verhindern bevor sie entstehen und Hautärzten dazu verhelfen die Behandlung an den einzigartigen Bakteriencocktail auf der Haut ihres Patienten anzupassen.“

Grenzen der Studie

Als Fazit lässt sich sagen: Die Ergebnisse der Studie sind aufregend, sie weisen auf dringen nötige neue Therapien gegen Akne hin. Die Studie findet einen starken Zusammenhang zwischen Akne und bestimmten P. acnes-Stämmen auf der Haut von Patienten. Aber sie beweist letztendlich nicht, dass die „schlechten“ Stämme Akne verursachen. Auch die Frage, warum sich die Bakteriengemeinschaften bei den Studienteilnehmern unterscheiden und wie sie im Zusammenspiel agieren, bleibt offen.

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