Neue Waffe gegen Akne? Viren töten Aknebakterien

· Judith Amann · Noch kein Kommentar.

Akne hat viele Ursachen bzw. Auslöser. Nach bisherigen Erkenntnissen spielt das auf der Haut lebende Bakterium Propionibacterium acnes bei der Entstehung von Akne jedoch eine entscheidende Rolle. Zum Teil, weil die Bakterien eine Entzündungsreaktion der Haut auslösen. Akne wird deshalb auch mit Antibiotika wie z.B. Tetracyclinen therapiert. Das Problem: Die Aknebakterien werden mit der Zeit gegen das eingesetzte Antibiotikum resistent. Ein anderes wirksames Mittel gegen Akne ist Isotretinoin. Diese Therapie kann aber schwere Nebenwirkungen zur Folge haben. Beide Behandlungen sind schon lange im Einsatz. Es wird also Zeit für eine neue Idee, findet Robert Modlin: „Viren einzuspannen, die normalerweise Jagd auf die Bakterien machen, die Akne verursachen, könnte sich als vielversprechend gegen die physischen und emotionalen Narben schwerer Akne erweisen.“

Proben stammten von Akne-Patienten und Gesunden

Viren gegen Akne

Viren gegen Akne Symbolbild © Dominic Alves CC

Deshalb untersuchten die Forscher um Modlin Viren, die P. acnes befallen und abtöten: sogenannte Bakteriophagen. Sie isolierten Viren und P. acnes-Bakterien von der Haut verschiedener Studienteilnehmer. Einige litten unter Akne, andere nicht. Zusätzlich wurden noch alte Virenstämme verwendet, die vor über 30 Jahren von einem Patienten aus Philadelphia isoliert worden waren. Das Forscherteam entschlüsselte die genetische Information und verglich die Genome miteinander.

Auf den elektronenmikroskopischen Aufnahmen sehen sich die Viren erstaunlich ähnlich: Alle haben einen kugelförmigen Кopf und einen langen Schwanz. Auch die genetische Information der verschiedenen Stämme stimmt zu 85 Prozent berein. Beides ist ungewöhnlich für Viren, die krankheitsauslösende Bakterien befallen. Normalerweise sehen sie unterschiedlicher aus. Auch ihre Genome unterscheiden sich eigentlich viel stärker.

Viren als ideale Kandidaten für gezielte Akne-Therapie

Noch ein wichtiges Ergebnis der Studie ist die Tatsache, dass die elf untersuchten Virenstämme ein breites Wirtsspektrum haben. Konkret bedeutet das: Sie konnten nicht nur einen, sondern mehrere der in der Studie untersuchten P. acnes-Stämme angreifen, aber eben nur Aknebakterien. Phagen sind darauf programmiert, bestimmte Bakterien zu befallen und abzutöten, also werden P. acnes-Phagen nur P. acnes-Bakterien angreifen, aber keine anderen wie z.B. Escherichia coli, erklärt Laura Marinelli, eine Mitautorin der Studie. Das macht diese Viren zu idealen Kandidaten für eine zielgerichtete Therapie gegen Akne. Diese könnte so aussehen, dass die modifizierten Bakteriophagen direkt auf die Haut aufgetragen werden. Dort könnten sie die Aknebakterien abtöten. Ähnliche Therapien wurden bereits für andere Krankheitserreger wie z.B. Escherichia coli oder Staphylococcus aureus im Tierversuch getestet.

Problem: Resistenzbildung?

Ein Problem bei der Therapie mit solchen Viren könnte die Entstehung von Resistenzen sein. Das bedeutet, dass die Aknebakterien auch widerstandsfähig gegen die Viren werden. Bei ihren Untersuchungen sind die Forscher auf zwei solcher P. acnes-Stämme gestoßen: Sie waren gegen neun bzw. zehn der untersuchten Virenstämme resistent. Ein Weg dieses Problem zu umgehen könnte ein Cocktail aus verschiedenen Virenstämmen sein.

Akne-Therapie mit Enzym aus Virus?

Eine andere Möglichkeit Akne mit Hilfe der Viren zu therapieren wäre es, das Enzym zu verwenden, mit dessen Hilfe die Viren P. acnes angreifen. Sie töten die Aknebakterien ab, indem sie deren Zellwände auflösen. Dafür verantwortlich ist das Enzym Endolysin. Es bricht die chemischen Verbindungen der Bakterienzellwände auf. Bei der Auswertung der genomischen Daten stellten die Forscher fest, dass sämtliche Virenstämme ein Gen für Endolysin besitzen. Dieses Gen ist die Вauanleitung für das Enzym. Das Forscherteam plant in weiteren Studien, das Endolysin der Phagen zu isolieren, aufzureinigen und weiter zu testen. Frühere Studien weisen darauf hin, dass die P. acnes-Bakterien durch aufgereinigtes Endolysin angegriffen werden könnten.

Wer warum an Akne erkrankt bleibt weiter unklar

Die P. acnes-Stämme und die verschiedenen Virenstämme stammten von Studienteilnehmern, die entweder unter Akne litten oder nicht. Für die Forscher bleibt allerdings unklar, warum manche Patienten an Akne erkranken und andere nicht: Bei beiden Gruppen siedelten P. acnes-Bakterien, sowie deren Bakteriophagen auf der Haut.

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