Akne durch Selbstbefriedigung

· Sandy Lietz · 5 Kommentare

Um das Thema Selbstbefriedigung (auch Onanie oder Masturbation) ranken sich zahlreiche Mythen und Annahmen, auch heute noch liest man im Netz, neben weiteren Akne Mythen, immer wieder von Fragen zum Thema Selbstbefriedigung und ihrer möglichen negativen Auswirkung(en) auf Akne.

Interessant ist es sich zum Thema Selbstbefriedigung zunächst einmal aktuelle Zahlen anzuschauen. In einer Studie der Uni Bonn aus dem Jahr 1998 heißt es, dass 90 Prozent der Männer und 86 Prozent der Frauen gelegentlich „selbst Hand anlegen“. Die Berliner Charité fand in einer Studie aus dem Jahr 2004 heraus, dass sich 77,8 Prozent der Frauen regelmäßig selbst befriedigen. Dabei wurde mit einer groß angelegten Fragebogen-Aktion das Sexualerleben der deutschen Frauen untersucht, an der sich 575 Frauen freiwillig und anonym beteiligten. Studienleiterin Dr. Sabine Grüsser-Sinopoli vom Institut für Medizinische Psychologie dazu: „Wir haben die Fragebögen in ganz Deutschland an Orten wie Arztpraxen, Friseursalons und Universitäten verteilt[…] Es handelt sich hier um eine der detailliertesten Umfragen zum weiblichen Sexualerleben, die je in Deutschland gemacht wurde.“

Der Mythos, dass Selbstbefriedigung Akne verursachen oder verschlechtern kann, hält sich hartnäckig. Der Ursprung der Behauptung, dass Selbstbefriedigung für verschiedene Krankheiten verantwortlich ist, liegt tief in der Geschichte verwurzelt.

Geschichte

Akne durch Selbstbefriedigung?

Akne durch Selbstbefriedigung? © Oleg Kornilov / Bigstock.com

Selbstbefriedigung wurde in der Historie immer als etwas Negatives oder sogar Verbotenes angesehen. Besonders verpöhnt war sie zu Beginn des 18. Jahrhunderts im Zeitalter der Aufklärung. Zu dieser Zeit galt Onanie als „Sünde“, 1710 veröffentlichte Bekkers das Buch „Onania, oder die erschreckliche Sünde der Selbstbefleckung“. Bekkers glaubte herausgefunden zu haben, dass Onanie für Krankheiten wie Epilepsie und Unfruchtbarkeit verantwortlich ist. In den Jahren nach der Veröffentlichung des Buches machten immer mehr Wissenschaftler Selbstbefriedigung für Erkrankungen wie Gehirnaustrocknung, Schädelverformung, Erblindung, geistige, sowie seelische Schäden u.a. verantwortlich.

Im 20. Jahrhundert glaubte man sogar, dass Selbstbefriedigung zu Tuberkulose und bis zum Tod führen kann. Masturbation wird als „Laster der Gesellschaft“, „primitivste Form sexueller Befriedigung“ beschrieben. Selbst im Jahr 1970 hielt man Selbstbefriedigung noch für eine Krankheit, die behandelt werden muss.

Über die Jahrhunderte hinweg wurde Onanie auch von Seiten der Kirche als „Sünde“ betrachtet. Papst Paul VI äußerte 1975: Masturbation sei „eine zumindest schwer ordnungswidrige Handlung“.

Der Umgang mit dem Thema Selbstbefriedigung wurde erst Ende der 70ziger Jahre u.a. von der Zeitschrift Bravo sachlich argumentiert. Nina Hagen sorgte im Jahre 1979 in der ORF-Talkshow „Club 2“ für einen Skandal, als sie sich öffentlich zu Techniken der weiblichen Selbstbefriedigung äußerte. Zu dieser Zeit erschienen endlich auch Ratgeber von Ärzten, die Selbstbefriedigung als positive Möglichkeit der sexuellen Befriedigung einstuften.

Moderne Erkenntnisse

Bis heute gibt es leider keine einzige wissenschaftliche und anerkannte Studie, welche die expliziten Auswirkungen von Selbstbefriedigung/Masturbation auf Akne untersucht hat. Bei aller kontroversen Diskussionen, vor allem im Internet, muss man sich dieser Tatsache bewusst sein. Die beste Grundlage für Erfahrungsberichte bieten noch die zahlreichen Akne Foren im englischsprachigen und deutschen Netz. Dort wird teilweise durch die Benutzer versucht, zunächst eine schrittweise Entwöhnung der sexuellen Frequenz durchzuführen um anschließend im Einzelfall Rückschlüsse ziehen zu können (Reduziert sich die Talgproduktion? Gehen die Entzündungen zurück? usw.).

In wissenschaftlichen Studien wurde gezeigt, dass Sexualhormone einen Einfluss auf den DHT-Spiegel eines Mannes haben. So werden bei sexueller Aktivität verstärkt Hormone ausgeschüttet, die bei Betroffenen mit positiver Akne-Disposition zu neuen Entzündungen führen können (nicht müssen!). Dieser kritische Zeitpunkt soll bis zu 24-48 Stunden nach der sexuellen Aktivität anhalten. Zudem ist bekannt, dass bspw. die Produktion der Samen wichtige Nährstoffe, wie Zink, verbraucht. So findet man Empfehlungen darüber, etwa 5mg Zink (bspw. Unizink 50) nach der „Aktivität“ einzunehmen (auch in Kombination mit Vitamin C wie bei Vitamin C + Zink Depot Kapseln).

Weiterhin bekannt sind jedoch Studien, die andere positive Effekte der Masturbation festgestellt haben. So veröffentlichten australische Wissenschaftler 2003 eine, in der 1.000 Männer mit Postatakrebs mit etwa 1.200 gesunden Männern im Alter von 20 bis 50 Jahren verglichen wurden. Das erstaunliche Ergebnis: Je häufiger die Männer ejakulierten, desto geringer die Wahrscheinlichkeit, dass sie an Prostatakrebs erkrankten. Die genaue Begründung ist bisher nicht eindeutig geklärt, die Wissenschaftler glauben jedoch, dass mit dem Ejakulat auch krebserregende Substanzen aus der Prostata geschwemmt werden.

Darüber hinaus gehen verschiedene Ärzte davon aus, dass Selbstbefriedigung zum Stressabbau beiträgt und zu einer verbesserten Durchblutung des Körpers führt. Dies könnte u.a. zu ähnlich positiven Auswirkungen auf Akne führen, wie Sport (Sport und Akne) sie hat.

Fazit: Die Diskussionen zum Thema Akne und Masturbation werden weitergehen, an vielen Stellen im Netz wird fleißig über positive und negative Effekte mehr oder weniger sachlich argumentiert werden. Im Einzelfall gilt es also wie so oft bei Akne: Ausprobieren. Für genaue Hinweise zu der Vorgehensweise bitte die weiterführenden Links nutzen. Gern darf in den Kommentaren sachlich diskutiert werden!

Weiterführende Links:
http://www.akneforum.de/aktuelle-news/1406-akne-durch-selbstbefriediegung.html (langer Forenbeitrag mit guten, aber auch vielen „schlechten“ Posts!)
http://www.acne.org/masturbation-acne.html
http://www.steadyhealth.com/Masturbation_acne_in_males_does_exist_-t119084-0-asc-0.html

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Kommentare
5 Kommentare zu “Akne durch Selbstbefriedigung”
  1. Jack sagt:

    Die Behauptung, Selbstbefriedigung fördere Akne, ist doch wohl ein schlechter Witz. In längst vergangener Zeit hat man der SB die Entstehung zahlreicher körperlicher, seelischer und geistiger Krankheiten nachgesagt. Dass man heutzutage der Selbstbefriedung bei Akne die Schuld gibt, reiht sich in diese alten haltlosen Vorwürfe ein. Beides, Akne und SB, ist im jugendlichen Alter weit verbreitet. Das bedeutet noch lange nicht, dass Selbstbefriedigung Akne hervorruft.

  2. admin sagt:

    Hallo Jack,

    danke für deinen Kommentar, aber hast du den Artikel wirklich mal komplett gelesen? Ich denke eher nicht, denn es wird hier an keiner Stelle ein Vorwurf gemacht oder die These vertreten, dass Selbstbefriedigung „Schuld für Akne“ sei! Vielmehr wurde erwähnt, dass es wissenschaftliche Studien gibt, die den Einfluss von Sexualhormonen auf den DHT-Spiegel eines Mannes untersucht haben und welche Auswirkungen es bei den Teilnehmern mit einer Akne-Disposition gab! Das ist ein enormer Unterschied. ;-)

  3. Bob sagt:

    Hallo zusammen,

    ich brauche keine wissenschaftliche Studie, denn „ich bin die Studie selbst“: Ich habe ein „extremes“ Selbstexperiment gewagt, indem ich 1,5 Jahre nicht masturbiert habe. Warum? Ich hatte schon längere Zeit die Vermutung, dass meine Masturbation und meine Akne zusammenhängen.

    Und ich kann nur jedem den Tipp geben, der genug Selbstdisziplin hat und von Akne betroffen ist, mindestens 3 Wochen nicht zu masturbieren. Ihr habt nichts „zu verlieren“, bei mir hat es definitiv gewirkt, ich konnte sogar mein Epiduo Gel schon nach 2-3 Wochen komplett weglassen, weil keine neuen Pickel aufgetaucht sind.

    PS: Das bedeutet nicht, dass ihr nie wieder masturbieren sollt, ich habe vor einem Monat auch wieder angefangen, aber sehr kontrolliert und mein Hautbild ist immer noch sehr gut. Mit kontrolliert meine ich, nicht mehrmals am Tag über mehrere Tage hinweg, sondern vielleicht 1 Mal die Woche.

    Das war meine Erfahrung die ich euch nicht vorenthalten wollte, denn ich weiß, wie sehr die Akne einen frustieren kann.

    PS: Ich bin männlich, 25 Jahre alt (mit ca. 19 hatte die Akne angefangen, immer an den selben Bereichen – an den Schläfen und Wangen).

  4. Oscar sagt:

    @Jack

    Es gibt bei Hautkrankheiten oftmals viele mögliche Einflussfaktoren. Sind zu möglichen Einflussfaktoren keine Studien vorhanden oder wird eine Debatte „tabuisiert“, helfen nur Erfahrungsaustausch und Erfahrungsberichte durch Betroffene. Der oft übliche „Semmelweis-Reflex“ kostet Zeit und schadet den Betroffenen. Alleine durch über 15 Jahre Internetcommunity ist es mittlerweile erwiesen, dass beim männlichen Geschlecht die (hohe) Frequenz sexueller Aktivitäten (Häufigkeit/Orgasmus) einen deutlichen (meist negativen) Einfluss bei entzündlichen Hautkrankheiten wie Akne haben „kann“! Dabei trifft dieser Einfluss eher auf die Selbstbefriedigung als auf den Geschlechtsverkehr zu, da sich diese beiden Varianten, was Hormone/Botenstoffe usw. angeht, zum Teil unterscheiden. „Kann“ bedeutet, der prozentuale Wert, auf wieviel männliche Aknebetroffene dieser Zusammenhang zutrifft, ist nicht bekannt. Bekannt ist jedoch, es sind nicht nur Ausnahmen/Einzelfälle.

  5. Oscar sagt:

    Um dieses Thema nochmals zu konkretisieren. Der Einfluss von Faktoren wie z.B. Ernährung, Sexualfrequenz usw. hängt natürlich immer auch von der Genetik und anderen Zuständen im Körper der betroffenen Person ab. Es gibt viele Variablen und genau deshalb lässt selten etwas pauschalisieren. Für Person A. ist der Verzicht auf Milchprodukte erfolgreich, während es bei Person B keine Einfluss hat und Person C bekommt niemals Akne, egal wie der Lebenswandel ist. Ähnlich sollte auch der Faktor „sexuelle Frequenz“ gesehen werden. Sie hormonelle Balance ist bei Personen mit genetisch bedingter Akne besonders wichtig. Nur logisch, dass ein durch ständige sexuelle Gedanken und Orgasmen überdrehtes Hormonkraftwerk die Balance in ein „Hormonsmog“ im Suchtmodus verwandelt kann. Wer Pech hat bekommt bei entsprechender Genetik einen stärkeren Aknegrad als ohne diesem Faktor. Allerdings kann es, in der Phase der Reduktion der Sexualfrequenz vorrübergehend zu Hormondruck kommen. Hormondruck kann ebenfall Hormondisbalance bedeuten und entsprechend auch zu Hautverschlechterungen führen. Die Einnahme von 5-15mg Zink kurz vor oder kurz nach einen Orgasmus kann ggf. helfen, die anschliessende Entzündungsneigung der Haut abzumildern. Zu hohe Dosierungen oder langfristige Einnahme von Zink kann den Sexualdrang jedoch auch verstärken, was ggf. kontraproduktiv ist.

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